Psychomotorik
Der Begriff “Psychomotorik” betont innerhalb der menschlichen Motorik den engen Zusammenhang von Wahrnehmen, Erfahren, Erleben und Handeln. Damit wird Bewegung nicht allein auf den Körper bezogen betrachtet. Bewegung ist Ausdruck der gesamten Persönlichkeit. Wahrnehmen steht nicht nur für Hören und Sehen, sondern in erster Linie für die Wahrnehmung über die Sinne der Haut- und Gleichgewichtsorgane sowie des Bewegungsapparates. Erleben ist die gefühlsmäßige Verarbeitung des Kindes, wobei Gefühle wie Freude, Angst, Motivation, Frustration, aber auch Aggression mit in das Spiel Handeln bedeutet das praktische Umsetzten der Vorstellungen und Wünsche des Kindes. Die Psychomotorik versteht sich als Methode zur Förderung der Persönlich-keitsentwicklung von Kindern. Sie baut auf einem ganzheitlichen Ansatz auf, d.h. sie spricht sowohl Körper als auch Geist an. Grundlegend ist die Vorstellung, dass Kinder über Sinneswahrnehmungen ihre Umwelt erfahren und mit Handlungen (z.B. Bewegung, Sprache, Mimik) reagieren, durch die wiederum die Umwelt beeinflusst wird. Die Psychomotorik versteht sich als interdisziplinäre Arbeitsweise. Spiel und Bewegung sind wesentliche Bestandteile im psychomotorischen Konzept. Ein weiteres wesentliches Element im psychomotorischen Ansatz ist das gruppenorientierte Handeln, das Begreifen sozialer Verhaltensweisen, wie Toleranz, Rücksicht und Kooperation sowie die angemessene Bewältigung von Konfliktsituationen und Misserfolgen.
Ziele:
Förderung der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern durch Unterstützung von
- sensorischen Fähigkeiten (z.B. Wahrnehmung).
- motorischen Fähigkeiten (z.B. Bewegungskoordination).
- geistigen Fähigkeiten (z.B. Konzentration).
- sozialem und emotionalem Verhalten (z.B. Kooperation und Angstüberwindung)
Indikationen:
Die Psychomotorik wird vorwiegend bei Kindern mit Auffälligkeiten/Störungen im Bewegungs-, Wahrnehmungs- und Verhaltensbereich eingesetzt:
- Unruhige, überaktive Kinder mit mangelhafter Steuerung der Bewegungen (Hyperaktivität, Hyperkinetik)
- Unkonzentrierte, leicht ablenkbare Kinder
- Ängstliche und gehemmte Kinder
- Motorisch ungeschickte Kinder mit Koordinationsschwäche/-störung
- Kinder mit stark abweichendem Entwicklungsstand im Altersvergleich
- Kinder mit verminderter Reaktionsfähigkeit
- Gleichgewichtsstörungen
- Antriebslose, träge, schnell ermüdbare, inaktive Kinder
- Kinder mit Kontaktstörung, “Außenseiter”
- Kinder mit mangelhaftem Körperschema
Psychomotorische Aspekte können aber auch in die Behandlung neurologischer Patienten mit einfließen, die häufig aufgrund ihres Krankheitsbildes wie z.B. M. Parkinson, Multiple Sklerose oder Hemiparese auch Störungen der Wahrnehmung zeigen.